Schriftsteller über das Verhältnis zur Sprache


"Allgemein halte ich es mit Jacob Grimm und finde, dass wir Veränderungen und Wildwuchs in der Sprache erlauben sollten. ... Sprache brachte die Chance, sich immer wieder zu erneuern. In Frankreich, wo die Académie Française eine geradezu polizeiliche Aufsicht über die Wörter hält, lässt sich beobachten, dass Sprache förmlich werden, erstarren kann, wenn man sie allzu sehr behütet. (...) Ich erlaube mir, Grass mit doppeltem s oder ß zu schreiben. Vor der Rechtschreibreform schrieb man Hass auch mit ß. Ich selbst unterzeichne gern mit ß. Mir gefallen diese Spielereien (...)"*
*Günter Grass, Spiegel Nr. 33, 2010, s.120

Wenn sich Sprache nicht ändert, dann müssten wir so schreiben, wie es das nächste Beispiel zeigt:

„Die gliderung ist gerade das wesen der sprache; es ist nichts in ir, das nicht teil und ganzes sein könnte, die Wirkung ires beständigen geschäfts beruht aus der Dichtigkeit, genauigkeit und Übereinstimmung irer trennungen und zusammensetzungen. Der begriff der gliderung ist ire logische function, so wie die des denkens selbst."
Wilhelm von Humboldt**
** In: Dr. Michaelis. Die Vereinfachung der deutsche Rechtschreibung..., Berlin 1854.